Das Programmheft lies auf einen abwechslungsreichen Abend schließen: Im Vordergrund des ersten Teils stand die europäische Kirchenmusik mit bekannten Werken, unter anderem von Bach (Jesu meine Freude), Schubert (aus der Deutschen Messe D 872), Mozart (Laudate Dominum) und Beethoven aber auch der nicht so bekannten Missa da Pacem von Josquin Despres. Nach der Pause ging es dann weltlich weiter mit europäischen und japanischen "Volksliedern".
Bereits nach den ersten Tönen des Konzerts war klar, hier singt ein Laienchor auf höchstem Niveau, geführt von einem Dirigenten mit viel Gespür und Einfühlungsvermögen. Eine unzweifelhafte Intonation, rhythmische Präzision, klare Artikulation (insbesondere der deutschen Texte) und eine Leichtigkeit der Darbietung, die das Publikum keinen Augenblick aus seinem Bann entließ. Zeitweise erschien es, als erstrahlte Bekanntes in einem neuen Licht. Die jungen Solistinnen Satori Nenoki und Chisa Tanigaki überzeugten durch ihre klaren und schnörkellose Darbietungen. Der junge Kimihiro Sugaya, Sohn des Dirigenten, überraschte das Publikum durch einen seine jugendlich schlanke Erscheinung kontrastierenden, kräftig sonoren Bariton.
Selbst die umfangreiche Missa da Pacem war spannungsgeladen vom ersten bis zum letzten Ton. Eine wohlverdiente Atempause für den Chor war die eindrucksvolle solistische Darbietung der Sonata Nr.2 a-moll für Violine von Johann Sebastian Bach durch den in Freiburg studierenden Takahiro Tajima.
Der zweite Teil des Konzerts stand unter dem Zeichen der Begegnung der Kulturen: Europäische Volkslieder in japanischer Interpretation und japanische Kinderlieder und Volkslieder, die sich zwischen unseren Ohren vertrauten Harmonien und rhythmisch wie harmonisch neuem Terrain bewegten. Beeindruckend die Ausgewogenheit und der Dynamikumfang der für einige Vorträge allein singenden Männer des Chors, die unter dem bildhaften Namen Liederhafen auftreten.
Anschließend interpretierte der wiedervereinte gemischte Chor den japanischen Titel Kôjô no tsuki (Der Mond über der Burgruine) in einer derart plastischen Weise, dass die Bilder zum Greifen waren. Verständlich, dass die Künstler am Ende des Konzerts nicht ohne Zugabe entlassen wurden. Wenn beim Titel "Muß i denn" noch eine winzige Zurückhaltung des Publikums (bei der Aufforderung des Dirigenten zum Mitsingen) spürbar war, entwickelte sich die letzte Darbietung, das Sanctus aus der Deutschen Messe von Schubert wenn nicht zum musikalischen, dann aber zum emotionalen Höhepunkt des Abends: Das Eis war endgültig gebrochen, Chor und Publikum wurden für einen Moment des Glücks über alle kulturellen Unterschiede hinweg eins. Momente, in denen die Musik als universelle, völkerverbindende Sprache Wahrheit wird, in denen man wünscht: Menschen, Völker der Welt, bedient euch häufiger dieser Sprache. Momente, die man nie vergißt. Danke Blumen, danke Liederhafen, danke allen, die dieses Konzert möglich gemacht haben!
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